Heinrich Adam Neeb

* 11. Dezember 1805

Im folgenden möchten wir Ihnen einiges Bemerkenswertes zu unserem Namensgeber ausführen.

„Zwischen 1828 und 1830 unterrichtete Neeb auf Schloß Büdingen Gräfin Adelheid und ihre Geschwister in Gesang und Klavierspiel. Diese Tätigkeit wurde durch eine „Studienreise“ nach Paris beendet.

In den dreißiger Jahren des 19.Jhds. war Neeb als Mieter in das Haus der Familie Koob in der Peterweilerstraße 57 im Stadtteil Bornheim eingezogen. Dort lebte er bis zu seinem Tod am 17. Januar 1878.

Zeitgenössische Bilder zeigen ihn als stattlichen Mann mit repräsentativem, kurz gehaltenen Vollbart, hoher Stirn und freundlich offenem Gesichtsausdruck.

„Herr Neeb, ein junger, feuriger Mann (…) hat eine seltene Disziplin unter die Ritter dieser Tafelrunde gebracht“, hieß es 1837 über den jungen Dirigenten der „Frankfurter Liedertafel“. Dieser feurige Mann war ein begeisterter Nationalist, Gründer und Leiter zahlreicher Frankfurter Chöre. Er komponierte patriotische Chorsätze, lyrische Lieder, Balladen und Opern. Die Chorarbeit nahm er offenbar sehr ernst. Für seinen Heimatort Lich hatte er „Statuten für den Singverein“ aufgestellt, in denen er Zuspätkommen und Nichterscheinen zu den Proben mit Geldstrafe ahndete. So strenge Regeln konnte er bei den selbstbewussten Bürgern Frankfurts auf Dauer nicht durchsetzen. Auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte folgten schon Ende der fünfziger Jahre erste Enttäuschungen über mangelndes Interesse der Sänger. Und auch als Opernkomponist blieb Neeb recht erfolglos.

Von Bornheim aus reiste Neeb immer wieder nach Süddeutschland und in die nähere Umgebung, meist zu einem der vielen Sängerfeste: Der „Rheingauer Bürgerfreund“ rühmt 1858, dass Neeb „durch seine meisterhafte Leistung dem Ganzen Konzerte den Lorbeerkranz aufsetzte“. Die Jahre der großen Erfolge liegen zwischen 1838, als er bei der Organisation des ersten deutschen Sängerfestes mitwirkte, und 1861, als er beim Nürnberger Sängerfest über 5000 Choristen dirigierte. Es wird berichtet, Neeb habe mit solchem „Feuer und Schwung“ dirigiert, „dass hierbei der Stab seiner Hand entglitt“. Geistesgegenwärtig „riss er eine schwarzrotgoldene Dekorationsfahne herunter und dirigierte mit der größten Begeisterung und unter dem Jubel der zehntausenden von Zuhörern sein Werk zu Ende.“ Neeb sah in der deutschen Sängerbewegung auch ein politisches Symbol für die Einheit des in 32 Staaten zersplitterten Deutschland. Wie viele Zeitgenossen litt er unter der Zerissenheit des „herrlich Vaterland“, und sein Herz schlug höher, „wenn deutsche Sängerscharen zu Tausenden(…) ihre begeisternden deutsche Lieder erschallen“ ließen. Solche patriotischen Gefühle wurden von weiten Kreisen der bürgerlichen Sängerbewegung mitgetragen.

Der 1805 geborene Neeb stammte aus kleinen Verhältnissen vom Land. Sein Hintergrund ist nicht vergleichbar mit dem eines Mendelssohn-Bartholdy. Obwohl er in den Häusern der angesehensten Frankfurter Familien verkehrte, stand Neeb doch abseits der bürgerlichen und intellektuellen Oberschicht. Vermutlich verunsicherte ihn die Atmosphäre in einem Hause wie dem der Brentanos, wo er Johanna Klavierunterricht gab.

Vielleicht aus dieser Unsicherheit heraus hielt er besonders starr an der ihm vertrauten Chorbewegung fest und entwickelte sich auch als Komponist stilistisch nicht weiter. Neeb gehört zu einem konservativen, bürgerlichen Kreis von Frankfurter Komponisten des 19. Jahrhunderts, der keinen Anteil an den musikalischen und gesitigen Aktivitäten der Oberschicht nahm. Daran änderte auch die Freundschaft mit Friedrich Stolze nichts, den er oft in seinem Gartenhäuschen am Röderberg besuchte und dessen Texte er vertonte. Stoltze erzählte, dass Neeb „alle Aageblich e anner kinstlerisch Aaliege gehatt hat“.

(…) Im Alter wurde Neebs Verhalten immer sonderbarer, viele eingebildete Leiden plagten ihn, geplante Aufführungen seiner Werke kamen nicht zustande, und Freunde mussten dem „verrückten Neeb“ bei der Verrichtung täglicher Dinge helfen. Depressiv geworden, verkroch er sich in seine Bornheimer Wohnung. Als letzten seiner Chöre leitete er noch bis 1874 den von ihm gegründeten Neebschen Männerchor, der heute als Neeber-Schuler-Chor fortbesteht. Das hohe Ansehen, dass Neeb in Frankfurt genoss, beweist unter anderem seine Ernennung zum Ehrenmitglied des Freien Deutschen Hochstifts im Jahre 1865.“

aus einem Artikel von Hilde Malcomess

Bilder des Grabes von einem der Namensgeber unseres Chores: Heinrich Neeb

Powered by WordPress